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14.11.2021

Handwerk

Kinder an Berufswelt heranführen

Es gibt nicht überall einen Opa, der seine Enkelkinder in der eigenen Werkstatt zu handwerklichen Tätigkeiten heranführt. Berufsveranstaltungen füllen jetzt diese Lücke aus.

Foto: Marktgemeinde Böheimkirchen

Je früher, desto besser: Viele Serviceorganisationen bieten schon im Kindergartenalter spannende Workshops für die Arbeitswelt an.

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Kinder schnuppern begeistert in die Berufswelt bei der „WIFI Kids Academy“.

Die Zukunftsakademie Mostviertel mit Sitz in Amstetten unterhält Partnerschaften mit Volks- und Mittelschulen und bietet diesen kostenlose Workshops an. Dahinter steckt das Ziel, Kinder und Jugendliche für naturwissenschaftlichen Themen zu begeistern. Die Zukunftsakademie stellt alle Materialien kostenlos zur Verfügung und versucht gezielt, auch die Mädchen für Technik zu interessieren.

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Die Zukunftsakademie Mostviertel lädt Kinder zu „Spaß an Technik“ ein.

Die WIFIS in St. Pölten, Neunkirchen, Gmünd und Mödling laden in den Sommerferien Kinder zwischen 8 und 14 Jahren in die „Kids Academy“ ein. Für die Dauer einer Woche können die Kinder und Jugendlichen täglich zwei verschiedene Workshops besuchen und so Berufe wie Maler, Orthopädieschuhmacher, Buchbinder, Spengler, Fotograf oder Fahrradmechaniker kennen lernen. Schier grenzenlos ist das Angebot an beruflichen Workshops und Vorträgen für die Schulen: Einmal jährlich sagt sich die Wirtschaftskammer für die Vorstellung ihrer Website „Lehre? Respekt!“ an. Vertreter der Tourismus-, Bau- und Metallerberufe bekunden regelmäßig ihre Bereitschaft für Schulbesuche.

Am „Girls Day“ machen Mädchen Erfahrungen mit technischen Berufen, die Burschen am „Boys Day“ mit Sozialberufen. Sponsoren wie Elternvereine und Banken finanzieren den Jugendlichen Bewerbungstrainings für Vorstellungsgespräche.

TROTZ CORONA MEHR LEHRLINGE

Die Zahl der Lehrlinge in NÖ ist im Corona-Jahr 2020 von 16.811 auf 16.943 Ende 2020 gestiegen. Noch im Juni 2020 hatte eine Studie unter Betrieben in NÖ gezeigt, dass angesichts einer unklaren Zukunft für die Wirtschaft wegen Corona 15 Prozent weniger Lehrstellen erwartet würden. In Niederösterreich steuerten Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer gemeinsam gegen die Krise, denn kein Schulabgänger sollte ohne Lehrstelle bleiben.

HTL-ABBRECHER SIND BEGEHRT

HTL-Abbrecher sind bei Niederösterreichs Industriebetrieben als Lehrlinge sehr gefragt. Sie hätten nach einigen Monaten auf der Schulbank eingesehen, dass sie doch eher ein Praxis- als ein Theorietyp seien. Die Industrie kritisiert deshalb das erleichterte Aufsteigen mit einem „Nicht genügend“ im Corona-Jahr, was zu einer Reduktion der HTL-Abbrecher geführt hat. Die NÖ Industrie bildet derzeit in rund 220 Betrieben über 2600 Lehrlinge aus.

MIT DEFIZITEN VON DER SCHULE

Zwei Drittel der Industriebetriebe beklagen, dass das Bildungsniveau ihrer Lehrlinge trotz positiver Schulabschlüsse schlechter geworden sei. Im Detail nennen sie ungefestigtes mathematisches Grundwissen, Probleme beim Kopfrechnen und logischen Denken sowie Defizite beim Lesen, physikalischen Grundkenntnissen und technischen Zeichnen. Einige Firmen geben den Lehrlingen konkret Nachhilfe in Mathe, Deutsch und Sozialkompetenz.

LEHRSTELLE MIT BEHINDERUNG

Zur besseren beruflichen Eingliederung benachteiligter Jugendlicher ist die Verlängerung der Lehrzeit um ein Jahr (in Ausnahmen zwei Jahre) oder die Teilqualifikation des Auszubildenden vorgesehen. Diese Möglichkeit der Berufsausbildung ist für Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf am Ende der Pflichtschule, für Jugendliche mit Behinderung (eingestuft laut BeinstG) und Jugendliche ohne positiven Pflichtschulabschluss vorgesehen.