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25.02.2022

Motor

Von Kadetten & Rekorden

Wie der Blitz im Firmenlogo, so gleicht auch die 160 Jahre währende Geschichte von Opel einem Zick- Zack-Kurs: Epische Triumphe wechselten beim einstmals größten Autohersteller mit fatalen Niederlagen. Doch heute ist die Marke aus Rüsselsheim wieder zurück in der Spur und knüpft an goldene Zeiten an.

Foto: Shutterstock

Als Adam Opel am 21. Jänner 1862 den Grundstein für die Firma Opel legte, dachte er wohl kaum daran, dass sein Unternehmen zum größten Automobilhersteller Deutschlands und zur international bedeutenden Automobilmarke heranwachsen würde. Der einfache Grund: Er verdiente sein Geld mit der Produktion von Nähmaschinen und Fahrrädern. Als der Firmengründer 1895 starb, gehörte seine Fabrik zu den erfolgreichsten in Europa. Doch unter der Leitung seiner Söhne sollte Opel in andere Dimensionen vorstoßen, denn sie bewiesen eine Spürnase für neue Trends – nämlich Autos zu bauen. Die Idee, ein eigenes Automobil zu bauen, setzten die beiden Opel-Brüder schnell um: 1899 ging in Rüsselsheim der „Patent-Motorwagen System Lutzmann“ in Produktion, drei Jahre später bereits die erste Opel-Eigenentwicklung.

Raketenhafter Aufstieg 

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Sternstunde in Opels Geschichte: Fritz von Opel gelingt mit 224 km/h ein neuer Geschwindigkeits-Weltrekord. Foto: Opel

Die Entscheidung, ein Modell für eine größere Käuferschicht zu entwickeln, bescherte den Opel Brüdern den ersten großen Erfolg: Der 1909 in Serie gegangene Opel 4/8PS war kompakt, leicht, zuverlässig und einfach in der Bedienung und setzte sich rasch bei Land- und Tierärzten durch, was ihm den Spitznamen „Doktorwagen“ einbrachte. Nachdem die Inflation das wirtschaftliche Leben auch für Opel erschwerte, kam es 1924 zu einer radikalen Neuausrichtung des Unternehmens, die sich bald als überragender Erfolg der Rüsselsheimer Marke bemerkbar machen sollte: Nach dem Vorbild Fords wurde auch bei Opel die Fließbandarbeit eingeführt. Das machte nicht nur die Produktion günstiger, sondern senkte auch den Verkaufspreis von 4000 auf 1800 Mark und ließ die Absatzzahlen in die Höhe schnellen. Kein Wunder, dass Opel 1928 mit 44 Prozent Marktanteil den deutschen Automarkt anführte.

Rekorde und neue Allianzen 

Auch im Motorsport ist Opel vorne mit dabei: 1928 pulverisierte Fritz von Opel mit dem Raketenauto Opel RAK2 den Geschwindigkeitsweltrekord von Mercedes und ging mit einer Bestmarke von 228 km/h als „Raketen-Fritz“ in die Annalen ein. Der Weltwirtschaftskrise begegnete Opel erfolgreich mit einer neuen Allianz: Der US- Autoriese General Motors übernahm einen Großteil der Opel- Anteile und öffnete den Rüsselsheimern den amerikanischen Markt, die mit der ersten selbsttragenden Ganzstahl-Karosserie beim Opel Olympia und mit dem zuverlässigen Modell Kadett weitere Erfolge feierte. Auch nach dem Krieg legte die Marke mit dem Blitz einen Traumstart hin: Der Klein-LKW Opel Blitz war begeht auf zahllosen Baustellen, der Kapitän verkaufte sich besser als die Konkurrenz von Mercedes. Und die neuen, zunächst im amerikanischen Design gestylten Fahrzeuge trafen den Nerv der deutschen Klientel und sicherten mit ihren Nachfolgern in den Sechzigern, Siebzigern und auch Achzigern Opel stattliche Absätze.

Verhängnisvolle Affären 

Doch in den Neunzigern sollten Gewitterwolken am Horizont der deutsch-amerikanischen Allianz auftauchen: Mehrheitseigentümer GM steckt in Schwierigkeiten und zieht die Milliardengewinne nach Detroit ab, um dort die Kassen auszugleichen. Und Superoptimierer Ignacio Lopez spart an allen Ecken und Enden, auch bei der Qualität. Mit fatalen Folgen: Die einst als zuverlässig geltende Marke macht mit Qualitätsproblemen und Rückrufaktionen Schlagzeilen. Auch das meist aus Detroit stammende Opel-Management bedeckte sich nicht mit Ruhm und lieferte Fehlentscheidungen am laufenden Band: Der Diesel- und SUV Boom und Leichtbau wurden verschlafen, der Zugang zum chinesischen Markt per Erlass verschlossen. Stattdessen zwangsverehelichte das US- Management Opel mit unpassenden Partnern und richtete damit weiteren Schaden an.

Zurück aus der Krise

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Hoffnungsträger für die Opel-Zukunft: der neue Opel Astra. Foto: Opel

Die Finanzkrise 2008 brachte auch GM ins Wanken. Unrealistische Forderungen Opels beim Mutterkonzern verschärften die Situation, eine Übernahme der Marke durch Magna scheiterte im letzten Moment. Erst der Übernahme der GM-Anteile durch den PSA-Konzern, einem Sparprogramm samt Umstrukturierung sollte sich die Situation auch für Opel bessern. Nach 20 Jahren mit roten Zahlen schaffte die Marke mit dem Blitz 2017 die Wende und schrieb Gewinne – bis heute. Und die neuen elektrifizierten Modelle scheinen am Markt gut anzukommen. Genauso, wie es einst war, in Opels goldenen Zeiten.