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07.10.2022

Mobilität in Tirol

Ein legendär normaler Mini

Foto: Archiv Kaniok

Die Geschichte von einem Mann, der Benzin im Blut und Leidenschaft im Herzen trug: Helmuth Wolf, die Mini-Legende unter Rennfahrern.

Es war in den 50er Jahren in Imst, als Helmuth Wolf die Entscheidung zwischen Grund und Porsche treffen musste, zwischen Lebensunterhalt und Leidenschaft. Die Vernunft entschied damals für das Grundstück, auch wenn das Herz dem Rennfahren gehörte. So errichtete Helmuth Wolf eine eigene Tankstelle, die ihn und seine fünf Kinder noch lange begleiten sollte. Doch das Feuer in seinem Herzen ließ sich nicht einfach so wegkaufen; das Benzin floss nicht nur in der Zapfsäule, sondern auch durch Wolfs Adern: Jedes Wochenende zog es ihn zu großen und kleinen Autorennen, Flugplatzrennen, Bergrennen und Skijörings. ,,Ohne diese Tankstelle wäre alles vielleicht ganz anders gekommen", erzählt sein Sohn Klaus Wolf rückblickend. „Mit dem Porsche wäre er wohl nur einer unter vielen gewesen."

Der legendär normale Mini-Cooper

Auch bei Skijörings hat Helmuth Wolf mit seinem Mini gewonnen. Foto: Archiv Kaniok

Wo vermögende Rennfahrer also mit ihren Anhängern und Rennwagen auftauchten, fuhr Helmuth Wolf mit seinem gewöhnlich angemeldeten Mini Cooper vor - und nicht selten mit der ganzen Familie auf der Rückbank. ,,Wir haben viele ungläubige Blicke abbekommen“, erinnert sich Klaus Wolf. Aber Not und Leidenschaft machen erfinderisch, und so wurde vor Ort Hand angelegt und das Innenleben des Minis kurzerhand ausgebaut, um die Rennen zu fahren. Und wer Helmuth Wolf in seinem Mini bis dahin vielleicht belächelt hatte, sollte bald eines Besseren belehrt werden. Gerade die Unscheinbarkeit des Minis machte ihn und seinen Fahrer letztlich zur Legende.

Erfolg am Timmelsjoch

Helmuth Wolf hatte seinen Mini Cooper immer fest im Griff. Foto: Archiv Kaniok

,,Wir haben damals die Tankstelle zugesperrt und sind mit dem Mini Cooper fünf, sechs Mal zum Timmelsjoch aufgefahren, damit der Vater die Strecke kennt", schwelgt Klaus Wolf in Erinnerung an das vierte Timmelsjochbergrennen in den 50er Jahren. Die Rennstrecke führte traditionell von Zwieselstein nach Hochgurgl, musste wegen starkem Schneefall in jenem Jahr aber bis Obergurgl verkürzt werden. Schon bei den Vortrainingszeiten verschaffte sich Wolf zunehmend Beachtung. "Eine überraschend gute Leistung bot gestern der aus Imst kommende H. Wolf auf seinem Austin Cooper, der nach den ersten drei Trainingsläufen den beachtlichen 7. Platz belegte", lautete damals der Nachbericht zu den ersten Trainingsläufen. Heute ist leider nicht mehr nachvollziehbar, wie das Rennen ausging, den Respekt und die Aufmerksamkeit hatte er sich aber verschafft. 

Schon wenige Jahre später konnte er beim Samstagstraining vor dem nächsten Timmelsjochbergrennen die schnellste Zeit unter 200 Rennwagen einfahren, und schlug dabei sogar den berühmten Rennfahrer Nikki Lauda in seinem Porsche. Auch wenn es beim eigentlichen Rennen dann „nur“ für den 3. Platz reichte, wurde Helmuth Wolf unter Rennfahrern zu einer Mini-Legende im doppelten Sinne. Er und sein Mini waren ein Herz und eine Seele, die einander zu etlichen Pokalen führten. Das Sieger-Gen liegt den Wolfs wohl im Blut: Auch sein Bruder Hartmann Wolf ist bei etlichen Motorcross- und Bergrennen an der Spitze mitgefahren, und ebenso dessen Sohn Christian Wolf, der Anfang der 2000er besonders erfolgreich im Go-Kart und sogar beim Renault Clio Cup ganz vorne mit dabei war.

Flugplatzrennen Innsbruck

Foto: Archiv Kaniok

Mit seinem fast serienmäßig ausgestatteten Modell trat er Ende der 50er beim internationalen Flugplatzrennen in Innsbruck an. Um gegen die immer stärkeren Autos anzukommen, zählte jede Sekunde an Schnelligkeit. Kurz vor dem Rennen entfernte Helmuth Wolf also noch den Luftfilter aus dem Wagen und lieh sich von anderen Rennfahrern kurzerhand vier viel zu breite Reifen, die er beinahe bis zum Platzen füllte. Und die Mühe zahlt sich aus: Helmuth Wolf siegte in der Klasse Serientourenwagen bis 1000 cm³ mit seinem Austin Cooper mit einer Zeit von 14:56 gegen Rennfahrertalent Markus Meisinger. Die Begeisterung war riesig. „Der Cooper vom Wolf, der geht" - mit diesen Worten und einem Handschlag kaufte ein begeisterter Zuschauer aus Vorarlberg unmittelbar nach dem Rennen Wolf seinen Mini ab. Doch lange blieb die Mini-Legende nicht ohne Begleittier: Schon bald kam ein neuer Rennwagen mit 1300cm³ vor die Tür. Aber natürlich - wie sollte es anders sein - wieder ein legendär normaler Mini.