Volle Kraft voraus!

Handwerk hat immer noch goldenen Boden, scheint es. Denn die meisten Unternehmen werden nach wie in Gewerbe und Handwerk gegründet, gefolgt vom Handel. Mit 52% stellen Frauen den größeren Anteil bei den Gründern.

Zu fast einem Drittel sind die Gründer zwischen 30 und 40 Jahre alt, zeigt die Gründungsstatistik der Wirtschaftskammer. In Wien wurden im Vorjahr an die 9000 Unternehmen gegründet allerdings ist in Wien der Frauenanteil etwas geringer als jener der Männer. In der stärksten Gründergruppe zwischen 30 und 40 sind jedoch die Damen wieder in der Pole Position, wenn auch knapp. Eindeutig hingegen das Ergebnis, wenn es um die Rechtsform geht: Ein-Personen-Unternehmen (EPU) stellen heute bereits fast zwei Drittel aller Gründungen in Wien. Österreichweit gab es im Vorjahr schon rund 340.000 EPU. Der EPU-Boom, der seit Jahren anhält, hat mehrere Gründe. 

Zunächst ist die Gründung eines Ein-Personen-Unternehmens der einfachste und günstigste Schritt in die Selbständigkeit. Manche EPU erweitern nach zwei, drei Jahren ihr Tätigkeitsfeld oder nehmen Mitarbeiter auf. Aber viele bleiben der Rechtsform aus Überzeugung treu - in höchst unterschiedlichen Berufszweigen, in der Kreativwirtschaft, in Pflege und Beratung, in Kunsthandwerk, Fotografie, Grafik und Design, Massage oder Ernährungsberatung, um nur wenige Beispiele zu geben. Mit ein Grund für die immer stärkere Bedeutung von EPU ist die zunehmende Digitalisierung: Sie erleichtert das flexible Arbeiten von überall aus. Gleichzeitig verlagern sich Arbeitsprozesse in die Cloud.

Was für die Selbständigkeit spricht

Selbstbestimmung ist einer der Hauptgründe, warum sich Menschen gerne selbständig machen. Man ist in seinen Entscheidungen frei und ungebunden. Planänderungen sind jederzeit möglich und vielleicht nötig, denn die Märkte ändern sich rasant. In gewisser Weise kann man sein Einkommen durch flexible Arbeitsleistung steuern. Die Sozialversicherung ist immer zu bezahlen, bei der Höhe der Einkommensteuer hingegen lässt sich mit der Expertise eines Steuerberaters einiges sparen. Wer die Selbständigkeit als zweites Standbein zu einem unselbständigen Job aufbaut, kann von einem Verlust in der selbständigen Tätigkeit steuerlich profitieren (Achtung: doppelte Sozialversicherug!).

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Herausforderungen der Selbständigkeit

Freilich bietet die Selbstständigkeit nicht nur Vorteile, man muss ihr auch „gewachsen" sein: Selbstorganisation und -disziplin sind Grundvoraussetzungen. Man haftet mit seinem Privatvermögen. Daher ist vorausschauende Planung nötig. Insgesamt müssen Inhaber von EPU mehrere Facetten der Unternehmensführung ausüben - von Buchhaltung über IT bis hin zur Kundenakquise. Es kann ratsam sein, die Selbständigkeit neben der unselbständigen Tätigkeit zu testen - und zu schauen, ob das Geschäftsmodell taugt.

Netzwerken nicht vergessen

Es macht Sinn, sich mit anderen EPU zu vernetzen oder vielleicht sogar in gemeinRäumlichkeiten (Coworking samen Spaces) zu arbeiten. Aus diesen Netzwerken entstehen oft neue Geschäftsmodelle, oder man erfährt auch von Dingen, die einem vielleicht gar nicht bewusst waren - etwa das Thema Förderungen (mehr dazu z.B. hier: www.foerderungen.info). Prinzipiell gibt bei Gründungen verschiedene Unterstützungen, wie günstige Kredite, Investitionszuschüsse, Übernahmen von Haftungsleistungen und Garantien oder Beratungsleistungen durch Experten. Das bewusste Pflegen von Netzwerken trägt in weiterer Folge auch dazu bei, dass man sich selbst weiterentwickelt und neue Partnerschaften knüpfen kann. Beides zählt zu den wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Zukunft eines Ein-Personen-Unternehmens.

Was kostet die Gründung?

Bei Neugründungen als auch entgeltlichen oder unentgeltlichen Betriebsübertragungen besteht in vielen Fällen und unter bestimmten Voraussetzungen eine Befreiung von Abgaben und Gebühren - wie z.B. Stempelgebühren und Bundesverwaltungsabgaben, Gerichtsgebühren für Firmenbuch-Eintragung, Grunderwerbsteuer sowie Gerichtsgebühren für die Eintragung in das Grundbuch (bei Einbringung von Grundstücken in neu gegründete Gesellschaften, Gesellschaftsrechte bzw. Anteile) oder auch bei Betriebsübertragungen (wie Fahrzeug-Um- und Anmeldung bei Autobus-, Güterbeförderungs-, Taxi- und Mietwagenunternehmen).

Was kostet die Sozialversicherung?

Für Neugründer gelten in der Kranken- sowie in der Pensionsversicherung in den ersten zwei Kalenderjahren der selbstständigen gewerblichen Tätigkeit fixe Mindestbeitragsgrundlagen, und zwar 485,85 Euro monatlich. Zu bezahlen sind daher 89,88 Euro/Monat für die Pensionsversicherung und 33,04 Euro/Monat für die Krankenversicherung. Achtung: Nach drei Jahren werden die Beitragszahlungen nach dem tatsächlichen Einkommen berechnet, das kann zu satten Nachzahlungen führen.

Brauche ich einen Gewerbeschein?

bei der JourIm Prinzip ja, aber manche Berufe sind von der Pflicht der Gewerbeanmeldung Wirtschaftskammer ausgenommen, nalisten etwa. Zudem ist nicht automatisch jede selbstständige Tätigkeit einem Gewerbe nach der österreichischen Gewerbeordnung zuzuordnen. Es kann sich bei der gewählten selbstständigen Tätigkeit um einen sogenannten Freien Beruf handeln. Deren Liste ist recht lang. Die Gewerbeanmeldung selbst ist kostenlos.

Profis sind gefragt und gesucht

Wie dringend Unternehmer nicht nur in Österreich gute gefragt sind, zeigt das launige Statement eines Professors aus Oxford bei einer Veranstaltung in Wien vor einigen Jahren: „Ich finde an einem Sonntag 20 Leute, mit denen ich Einsteins Relativitätstheorie diskutieren kann - aber keinen Installateur bei einem Wasserrohrbruch."